Montag, 19. März 2007

Cambodia

Readers discretion is advised: Diesmal nichts Lustiges.
Am Donnerstag um drei Uhr nachmittags mit einer Turbopropmaschine (angeblich haben die bessere Flugeigenschaften und man gleitet im Falle eines Triebwerksausfalls sanft in den Jungle unter einem) von BKK nach Siem Reap (ca. 1 Flugstunde), das ist die Stadt bei den Tempeln von Angkor, eines der 'world heritages'. Neben der Terrakotta-Armee, etwas wovon ich immer getraeumt habe, einmal zu sehen. Beim Aussteigen aus der Maschine fast ohnmaechtig geworden, so heiss war es. Erst mal Geld aus dem ATM geholt, bemerkenswert ist, dass dort USD aus dem Automaten kommen, die lokale Waehrung 'Riel' findet nur im lokalen Handel und als Wechselgeld fuer Betraege kleiner 1 USD Anwendung und ist nicht wirklich beliebt. Dann zum Visa-Schalter und mich nach Entrichtung der Bearbeitungsgebuehr von USD 25 von boese dreinblickenden Grenzbeamten mustern lassen, ich durfte aber 'rein'. Mit dem Taxi zum Hotel in der City. Lena, eine deutsche Studentin mitgenommen (sie hatte meinen Reisepass gesehen und mich gefragt, ob sie mitfahren kann), sie hat denn auch gleich noch zwei Franzosen eingeladen, die auch prompt begannen, dem Fahrer Anweisungen bezueglich der Route zu erteilen... das liebe ich ja. Am Hotel angekommen, mit dem Taxifahrer vereinbart, dass er mich am naechsten Morgen um neun Uhr abholt und mich ganztaegig zu den Tempeln kutschiert. Lena weiter auf der Suche nach einem Hostel nicht teurer als USD 3/Nacht. Gibt es, aber nur mit Toilette ueber den Flur und ohne A/C und das ist kein Kindergeburtstag dort. Schnell die Sachen auf's Zimmer und ab zum Pool, bloed, die Witterung hatte dafuer gesorgt, dass das Wasser Koerpertemperatur hatte, nix mit Erfrischung. Abends noch in die Stadt, aber ausser einem Haufen Hotels und Restaurants sowie dem obligatorischen Touristenverarschemarkt gibt's nicht viel zu sehen, ich hatte allerdings ein weltklasse Rinderfilet im 'Indochine'. Mir noch den traditionellen Tempeltanz im Hotel angeschaut, leider hatten die Moskitos extra meinetwegen vier Wochen gefastet (obwohl die allabendlich mit so einem Motorgeblaeseding bekaempft werden) dann Bu.
Am naechsten Morgen vereinbarungsgemaess abgeholt worden, den Namen des Fahrers konnte ich mir nicht merken, nennen wir einfach Nikki. Sein Englisch war sehr gut, wie waehrend meines ganzen Aufenthalts alle gute englisch sprachen. Zunaechst nach Angkor Thom, auf dem Weg hat er mir ein wenig ueber die Zeit des PolPot-Regimes (1975-1979) erzaehlt, die er als Kind erlebt hat. Fand' ich alles sehr interessant und wusste zugegeben nicht viel darueber. Anfahrt durch das Suedtor (das sind die ersten Bilder). Was soll ich sagen? Unbeschreiblich schoen. Wenn irgendjemand, jemals die Gelegenheit hat hierher zu kommen - unbedingt, unbedingt machen. Es ist so beeindruckend. Es gibt im Umkreis von hunderten von Kilometern keine Steine, dass heisst, alles was auf den Bildern zu sehen ist, wurde hunderte von Kilometern mit Elefanten hierhin transportiert (die meisten Steine haben denn auch Loecher, damit sie mit Seilen auf dem Ruecken der Tiere befestigt werden konnten). Das sind aber keine Staedte, in denen etwa zigtausende von Menschen lebten, es waren rein religioese Kultstaetten, in denen vielleicht ein paar hundert Moenche lebten. Das alles wurde zu einer Zeit errichtet (vor ueber tausend Jahren), als die Menschen in Europa im duestersten Mittelalter lebten und ausser ein paar Burgen zur Verteidigung nichts bleibendes geschaffen haben. Ich entschuldige mich denn auch fuer die Fotos, wenn man nicht da war, muessen das alles nur Steinhaufen sein.
Das beste ist, man kann sich voellig frei bewegen und kann in den Ruinen herumlaufen und -klettern, muss also nicht nur einen abgesperrten Rundgang abschreiten. Es war allerdings unertraeglich heiss, so dass ich die 4 Liter Wasser, die ich getrunken habe nicht weggebracht sondern gleich wieder ausgeschwitzt habe.
Anschliessend nach Angkor Wat, genauso beeindruckend und noch viel gigantischer. Der ueber einen Kilometer lange Steinweg bis zum eigentlichen Tempel war uebrigens nur dem Koenig vorbehalten, alle vier Seiten des Tempels, jeweils rund 150m sind vollstaendig mit Steinreliefs verziert, die Geschichten von Koenigen und religioesen Figuren darstellen, so wie einfach alles, jede Kleingkeit filigran verziert ist. Unbeschreiblich schoen, muss man gesehen haben. Um 15 Uhr konnte ich in Anbetracht der Temperaturen nicht mehr, zurueck nach Siem Reap, dort kurzentschlossen eine Bootsfahrt nach Phnom Penh gebucht und den bereits gebuchten und bezahlten Flug sausen lassen. Wie sich herausstellte, eine ganz ausgezeichnete Idee. Allerdings war sehr frueher Vogel angesagt, das Speedboat ging um sieben, die Fahrt dauert insgesamt fuenf Stunden. Also schnell noch eine Happen essen, trottelig, wie ich bin, beim Betreten der der Terasse der Trattoria Italiana, irgendwie nach links abgedriftet und beim Inder gelandet, weil's mir peinlich war, da geblieben und den ganzen Abend sehnsuechtig zum Italiener ruebergeschaut. Mich nicht zwischen 'fiery' und 'spicy' Chicken-Curry entscheiden koennen, mich dann doch fuer die konservative Variante entschieden, das war besser so. Vier Loeschbier spaeter Bu.
Morgens um viertel vor sechs mit dem Minivan abgeholt worden. Ueber unbeschreibliche 'Strassen' zu einem Seitenarm des Ton Sale. Auf dem Weg dahin gesehen, wie die Menschen hier auuserhalb der fuer die Touristen sichtbaren Staedte 'leben' - die meisten 'Haeuser' sind Strohhuetten auf Stelzen mit einer Grundflaeche von zwei mal zwei Metern. Darin ist nichts! Kein Wasser, kein Strom, keine Moebel, nichts, einfach nur ein Platz zum Schlafen und vielleicht schuetzt das Dach aus Palmenblaettern ein wenig vor dem Regen, ich weiss es nicht. Unglaublich.
Von der Anlegestelle mit einer kleinen Schute zum See Tonle Sap, dort lag das Speedboat auf Reede. Auf dem Weg dorthin vorbei an Fischern und einer schwimmenden Schule. Das Boot war wirklich flott und man durft draussen auf dem Dach sitzen, herrlich, hab' mir dabei nur total das Gesicht verbrannt, merkt man bei dem Wind ja nicht so. Der See ist riesengross, man sieht keines der Ufer und ist eines der fischreichsten Gewaesser der Welt. Dann den Ton Sale hinauf, schwimmende Wasserbueffel, viel kleine Boote und alle paar Meter eine der beschriebenen Huetten. Viele Kinder, die baden und spielen und sich freuen, wenn man zurueck winkt.
Nach sechs Stunden in Phnom Penh angekommen, total groggy mit dem TucTuc in's Hotel. Abends mit dem Motorradtaxi zurueck zum Fluss (da sind die meisten Restaurants), spassig, aber nichts fuer schwache Nerven. Der Verkehr in BKK ist nichts dagegen, ca. 1 Million Mopeds auf der Strasse und wenn rote Ampeln in BKK nur als gut gemeinter Rat interpretiert werden, schenkt ihnen in Phnom Penh niemand Beachtung.
Am naechsten Tag zu den Killing Fields, das sind Massengraeber ausserhalb von Phom Penh, wo die Roten Khmer rund 20.000 Menschen umgebracht und verscharrt haben. Insgesamt sind in der Zeit des PolPot-Regimes rund 1 Million Menschen umgebracht worden. Eine weitere Million ist aufgrund des Steinzeitkommunismus (alle Menschen sollten Bauern werden, Geld und Schulen wurden abgeschafft, alle sollten Einheitskleider tragen und es wurde nur noch Reis angebaut, usw.) an Krankheit und Unterernaehrung gestorben. Das sind rund ein Viertel der damaligen Bevoelkerung, d.h. es gibt hier niemanden, wirklich niemanden, der keine Angehoerigen verloren hat. Und das alles ist mal gerade 25-30 Jahre her, viele der Taeter leben noch, sind nie vor Gericht gestellt worden, Pol Pot ist 1998 eines natuerlichen Todes gestorben.
Auf den Killing Fields gibt es eine Pagode in der ueber zwei Stockwerke Schaedel gestapelt sind. Anschliessend zum Gefaengnis 'S.21' einer Schule, die die Roten Khmer zu einem Gefaengnis und einer Folterstaette umfunktioniert haben, mitten in Phnom Penh. Alles sehr bedrueckend.
Und trotz allem und/oder gerade deswegen sind die Menschen hier offenherzig, freundlich und voller Lebensfreude.

Fuer mich steht fest, ich komme wieder.

Ich moechte insbesondere die Maenner bitten, ueber folgendes (ernsthaft) nachzudenken: Es gibt Veranstalter, die bieten an, dass Gruppen von ca. 8 Leuten (z.B. als teambildende Massnahme fuer Unternehmen) fuer 1.000 EUR (die andere Haelfte wird von einer Hilfsorganisation gezahlt) innerhalb von drei Tagen fuer eine Bauernfamilie ein einfaches Haus bauen. Es ist alles organisiert, Baumaterial wird gestellt und nach drei Tagen ist das Haus fertig. Alles was es braucht, ist etwas Geld und unsere Arbeit...

Fotos

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Der Taxifahrer hieß nicht Nikki!!!